In der chemischen Industrie tragen die Scope-3-Emissionen wesentlich zum Carbon Footprint des Unternehmens bei. Welche Rolle kann die TfS PCF-Richtlinie hier für die Kautschukindustrie spielen?
Engelhardt: Als wir als Verband vor einigen Jahren den "Erfahrungsaustausch Carbon Footprint" starteten, wurde uns schnell klar, dass verlässliche und vergleichbare Daten das entscheidende Element sind, um den Carbon Footprint als Wettbewerbselement in der Wirtschaft einzuführen. Seit nunmehr vier Jahren führen wir einen Dialog mit Herstellern und Zulieferern unserer Branche. In Anbetracht der Notwendigkeit, die Datenverfügbarkeit zu verbessern, haben wir selbst das Projekt "Elastomer CO2 Meta-Database" für die Kautschukindustrie gestartet. Unser Plan: Daten zum CO2-Fußabdruck für alle denkbaren Rohstoffe, die bei der Verarbeitung verwendet werden, zu sammeln und damit Standards für das Scope-3-Protokoll zu definieren. Und wir hatten vor, diese "Meta-Datenbank" allen Kautschukverarbeitern zugänglich zu machen, damit bei der Berechnung des PCF in unserer Branche alle identische Ausgangsbedingungen haben. Das hat sich leider als Wunschdenken herausgestellt. Und wir haben unsere Lektion gelernt! Denn aufgrund des Mangels an Daten in der vorgelagerten Lieferkette, aber auch aufgrund der Ausgangssituation mit unterschiedlichen miteinander konkurrierenden Berechnungsmodellen erhielten wir nicht den notwendigen Input. Wir waren noch nicht einmal in der Lage, überhaupt eine Datenbank anzulegen! Die TfS-Richtlinie führt nun aus meiner Sicht zu dem, was wir bereits zuvor zu etablieren versucht haben. Sie stellt eine Vergleichbarkeit her – da jeder Teilnehmer die gleiche Berechnungsmethode anwendet. Und durch seine starken Mitgliedsunternehmen kann TfS vielleicht sogar eine Akzeptanz bei den großen Auftraggebern – insbesondere den Automobilherstellern – schaffen, was die Eingangsdaten unserer eigenen Carbon-Footprint-Berechnungen angeht. Kurz, der TfS-Leitfaden sollte idealerweise DER Standard für die Berechnung des Product Carbon Footprints für alle unsere Lieferanten werden.
Wo entspricht die TfS PCF-Richtlinie nicht den Bedürfnissen der Kautschukindustrie und warum?
Engelhardt: Wir befinden uns in einem frühen Stadium der Anwendung dieser Richtlinie. Meines Wissens sind bisher keinerlei Defizite oder Unzulänglichkeiten aufgetaucht. Wir begrüßen auch, dass die TfS PCF-Richtlinie durch die TÜV Rheinland Group als unabhängige Zertifizierungsstelle offiziell als übereinstimmend mit dem ISO14067 und GHG Product Protocol Standard zertifiziert ist.
Wo können TfS und wdk zusammenarbeiten? Haben Sie Vorschläge und Empfehlungen?
Engelhardt: Im Gegensatz zu unseren früheren Erfahrungen mit anderen CO2-Datenplattformen bei der Erstellung einer Fachdatenbank für Kautschuk und Elastomere war TfS sofort bereit und in der Lage, auf unsere Fragen und Anliegen einzugehen. TfS hat sein Wissen praxisnah an uns weitergegeben. Das ist die Art von Zusammenarbeit, die wir uns gewünscht haben! Aus unserer Sicht könnte es in einem nächsten Schritt hilfreich sein, bei TfS eine Anlaufstelle für verarbeitende Unternehmen einzurichten, damit diese konkrete Fragen zur Anwendung des TfS PCF-Leitfadens, zur Interpretation seiner Ergebnisse und zu möglichen Schnittstellen mit der PCF-Berechnung in der vorgelagerten Lieferkette klären können.
Inwieweit würden Sie den TfS PCF-Leitfaden für Ihr Netzwerk empfehlen?
Engelhardt: In vollem Umfang. Wir benötigen einen verlässlichen Standard, um eine vergleichbare und transparente Grundlage für unsere eigenen Scope 3 PCF-Berechnungen sicherzustellen.