Herr Schreier, warum war es an der Zeit, solch ein Versuchswerkzeug zu entwickeln?
Peter Schreier: Partikelschäume sind im Alltag und in vielen Anwendungen insbesondere im Automobil und in nachhaltigen Verpackungslösungen nicht mehr wegzudenken. Es ist ein weit verbreiteter Werkstoff, dessen Lebenszyklus mit dem Füllen eines Bauteils mit Partikelschaum im Formteilautomaten beginnt. Wenn man schon beim Füllen Fehler macht, nimmt das Einfluss auf die Bauteilqualität. Diese Fehler sind im Nachgang nur schwer oder gar nicht mehr zu korrigieren. Das Füllen ist also ein sehr wichtiger Prozessschritt im Hinblick auf Qualität, Reproduzierbarkeit und Zykluszeitoptimierung.
Status quo ist aber, wenn man sich die letzten Jahre anschaut, dass das Auslegen von Partikelschaumwerkzeugen, insbesondere wenn es um das Setzen der Füllpositionen und die Füller geht, primär auf Erfahrungen aus dem Werkzeugbau basiert. Das funktioniert bei Standardformteilen gut, bei komplexeren Werkzeugen nicht immer im ersten Anlauf. Da hat es bei der Inbetriebnahme der neuen Werkzeuge oftmals zur Konsequenz, dass aufwändige Optimierungsschleifen notwendig werden. Dieser Umstand war Teil unserer Motivation, unser neues Versuchswerkzeug zu generieren.
Gibt es noch weitere Faktoren?
Schreier: Ja, die gibt es. Die Werkzeuge zur Formteilherstellung mit Partikelschäumen sind bei der dampfbasierten Verarbeitung aus Metall. Ich kann nicht hineinschauen. Es ist zwar Sensorik darin verbaut, zum Beispiel zum Messen des Innendrucks, trotzdem bleibt es im weitesten Sinn eine Blackbox. Wenn ich Parameter im Füllprozess maschinenseitig variiere, kann ich deren Auswirkungen aufgrund der mangelnden Transparenz und der vielen Folgeschritte (wie etwa dem Bedampfen) schwerlich nachverfolgen, wenn ich nicht schon beim Füllprozess ansetze.
Und dann sind in der Partikelschaumbranche im Gegensatz zu anderen Branchen noch kaum Füllsimulationen etabliert, mit der sich die Füllprozesse verifizieren lassen.