Herr Zhao, Sie sind Teil der R-Cycle-Initiative. Welche Ziele werden dort verfolgt?
Huafeng Zhao: Das Gesamtziel von R-Cycle ist, dass Kunststoffe zu 100 Prozent recycelt werden beziehungsweise einen Kunststoffkreislauf mit Zero Waste zu erreichen. Aktuell ist es so, dass Kunststoffabfälle nicht zu 100 Prozent sortenrein sortiert werden können, sodass davon ungefähr 19 Prozent in der Verbrennungsanlage, 50 Prozent auf der Mülldeponie und 22 Prozent in der Umwelt landen. Nur etwa 9 Prozent werden recycelt.
Der Grund dafür ist, dass wir nicht genug Informationen über die Verpackung, die im Müll landet, haben – darunter zählen zum Beispiel Materialtypen, Farbe, Füllgut oder Applikationen wie zum Beispiel für Lebensmittel. Solche Information haben wir momentan nirgendwo in der gesamten Wertschöpfungskette erfasst. Es gibt keinen Datenaustausch zwischen den ganzen Beteiligten im Kunststoffkreislauf. So verlieren wir ganz viele Kunststoffabfälle, um hoch-qualifizierte PCR-Materialien zu produzieren, weil wir sie nicht effizient sortenrein trennen können.
Wie kann dieses Ziel erreicht werden?
Zhao: R-Cycle bietet einen offenen und weltweit anwendbaren Rückverfolgungsstandard für den automatisierten Datentransferprozess. Alle recyclingrelevanten Informationen – der Hersteller, die enthaltenen Kunststoffarten, der Anteil an recyceltem und biobasiertem Material sowie Angaben zum Anwendungsbereich der Verpackung im Food- oder Non-Food-Bereich – werden durch die Kautex-Produktionslösung während des Prozesses in Form des digitalen Produktpasses erfasst, an den R-Cycle-Server übermittelt und dort auf Basis des Global-Tracing-Standards GS1 EPCIS gespeichert. Eine Markierung, um diese Information in weiteren Prozessen bis hin zur Abfallsortierung zu identifizieren und auszulesen, wird im Herstellungsprozess angebracht. Hierbei ist R-Cycle offen für verschiedene Markierungstechnologien, zum Beispiel einen QR-Code oder ein digitales Wasserzeichen. Mit R-Cycle lassen sich recycelbare Verpackungen schnell und sicher sortenrein sortieren. Dadurch können Sortierfraktionen hoher Reinheit gebildet werden. Das daraus resultierende hochwertige Rezyklat eignet sich zur Verarbeitung in vielfältigen hochwertigen Kunststoffprodukten.