Ein echter Allrounder: mit zwei Ausbildungen zum Turnkey-Experten

Oliver Fuss hat nicht nur eine, sondern gleich zwei Ausbildungen bei Arburg abgeschlossen: zuerst eine Ausbildung zum Mechatroniker und dann zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik. Jetzt arbeitet er im Bereich Turnkey, wo vollautomatisierte Fertigungszellen konzipiert und gebaut werden.

Im Interview mit dem K-MAG berichtet Oliver Fuss, wie spannend, zukunftssicher und vielfältig die Kunststoffbranche ist sowie darüber, was für ein Glücksfall das große Ausbildungsspektrum, das Arburg anbietet, für ihn war.

Herr Fuss, warum haben Sie sich für einen technischen Beruf und speziell die Ausbildung zum Mechatroniker entschieden?

Oliver Fuss: Ich habe allgemein ein großes technisches Interesse – speziell, wenn es um das Elektrische geht. Ebenso wichtig sind aber auch mechanische Fertigkeiten. In diesem Beruf lässt sich beides vereinen: elektrische und mechanische Skills.

Warum haben Sie noch eine zweite Ausbildung, die zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, gemacht?

Fuss: Dank der zusätzlichen Ausbildung kann ich auch auf Kenntnisse zum Spritzprozess zurückgreifen – das kommt mir selbst zugute, aber Arburg natürlich genauso. Man hat nur einen Mitarbeiter, der elektrische, mechanische und prozesstechnische Fähigkeiten mitbringt. Das Turnkey-Geschäft ist für mich ein spannender Bereich mit Zukunftspotenzial, da das Thema Automation allgemein und auch bei Arburg zunehmend an Bedeutung gewinnt. Gerade bei Turnkey-Anlagen ist breites Wissen sowohl im Bereich Mechatronik als auch in der Verfahrenstechnik gefragt. Dank meines Backgrounds ist es für mich einfacher, komplexe Anlagen zu verstehen und auf eventuell auftretende Probleme einzugehen – sei es während der Abnahme in Loßburg oder bei der Inbetriebnahme beim Kunden. Das große Plus meiner "Zweifach-Ausbildung": Änderungen an der elektrischen Verdrahtung, Verarbeitung spezieller Signale auf Kundenseite und auch Prozessoptimierungen kann und darf ich vornehmen, da ich in allen diesen Schwerpunkten ausgebildet bin. Als Mechatroniker ist es für mich recht einfach, einen Signalaustausch, zum Beispiel zwischen Spritzgießmaschine und Robot-System, zu programmieren. Da solche komplexen Anlagen immer häufiger von Kunden bestellt werden und das Turnkey-Geschäft dynamisch wächst, muss auch die Ausbildung auf diese gestiegenen Anforderungen abgestimmt sein.

Wie sah Ihre Ausbildung bei Arburg aus? Was hat Ihnen am besten gefallen?

Fuss: In den insgesamt sieben Jahren habe ich mir ein gutes Netzwerk im Unternehmen aufgebaut, ich bin Mitglied in Projektgruppen und in der Jugend- und Auszubildendenvertretung aktiv. Sehr gut hat mir in meiner Ausbildungszeit gefallen, dass ich eigene Projekte übernehmen konnte, von der Idee bis zur Umsetzung. Und dass ich Lösungen selbständig erarbeiten konnte.

Dass unser Ausbildungscenter fast besser ausgestattet ist als mancher Betrieb, kam meiner Ausbildung sehr zugute. Wir durften schon früh an Fräs- und Drehmaschinen und auch an CNC-Anlagen arbeiten. Von Vorteil war auch das SPS-Labor in der elektrischen Ausbildung mit verschiedenen Modellen zum Üben der Programmiervorgänge oder Elektrowände, um elektrische oder pneumatische Kenntnisse zu erlangen. Durch die große Vielfalt an Allrounder Spritzgießmaschinen, die wir zum Beispiel in unserem Kundencenter haben, konnte ich die unterschiedlichsten Varianten und Kombinationen von Maschinen, Robot-Systemen und Peripherie kennenlernen und bedienen – von der vollelektrischen Maschine mit allen Funktionen und Sondercodes bis zur hydraulischen Vertikalmaschine.

Dieses breite technische Spektrum hat mich sehr gut auf das Turnkey-Geschäft vorbereitet, da es hier keine Anlagen von der Stange gibt, sondern kundenspezifisch immer etwas Neues entwickelt und realisiert wird. In diesem Zusammenhang besonders wichtig war, dass ich schon während meiner Ausbildung auch an Robot-Systemen Erfahrungen sammeln konnte. Ich durfte vom Integralpicker über das lineare Multilift Robot-System bis hin zum Sechs-Achs-Roboter die gesamte Roboterpalette bedienen. Dieses Wissen ist heute für meine Arbeit im Turnkey-Bereich sehr wichtig, um die Gesamtzusammenhänge zu erfassen.

Sie arbeiten in einem Unternehmen, das Spritzgießmaschinen für die Kunststoffverarbeitung herstellt – was bekommen Sie von der Kunststoffbranche mit?

Fuss: Kunststoffe werden ja in allen wichtigen Lebensbereichen eingesetzt, was für uns als Maschinenhersteller natürlich Vorteile, aber auch Verantwortung mit sich bringt. Gerade im Turnkey-Bereich haben wir Kunden mit unterschiedlichsten Wünschen, auf die wir mit unserer Technik und unserem Wissen detailliert eingehen können. Dabei wird von Maschinen, Programmen und Programmierern immer mehr abverlangt, was etwa Zykluszeiten, Stückzahlen oder Verfügbarkeit der Anlagen angeht. Es kommen aber auch mehr und mehr Nachhaltigkeitsgedanken ins Spiel: Wo kann man Energie einsparen? Wie können Kunststoffteile effizienter gestaltet werden? Wo und wie lässt sich Rezyklat einsetzen? Kann man Angüsse über eine Mühle dem Fertigungsprozess direkt wieder zuführen? Fragestellungen, die bei unseren Kunden und damit auch bei uns verstärkt in den Fokus rücken.

Ebenfalls sehr interessant sind die Entwicklungen rund um biobasierte Kunststoffe – hier ist sehr viel Potenzial vorhanden.

Ihre Ausbildung hat insgesamt recht lange gedauert. Welches Fazit ziehen Sie jetzt? Hat sich der Weg Ihrer Meinung nach gelohnt?

Fuss: Durch meinen Ausbildungsweg und das entsprechend breite Spektrum der Ausbildungsinhalte gibt es für mich sehr viele Einsatzgebiete im Unternehmen. Das bestätigt mich darin, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, auch wenn die Ausbildung an sich anspruchsvoll war und lange gedauert hat.

Kunststoff wird immer mehr nachgefragt und eingesetzt. Und als "Generalist" kann man sich sehr gut einbringen, wenn es darum geht, Ressourcen zu sparen und alternative Materialien zu finden und zum Beispiel biobasierte Kunststoffe zu verwenden.