Make@thon: Young Talents tüfteln an nachhaltigen Lösungen

Haben Sie schon einmal von einem Make@thon gehört? Bei diesem Format kommen junge Menschen für mehrere Tage zusammen, um kreative Lösungen für drängende Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln. Oft werden Make@thons von Universitäten organisiert und von NGOs oder Unternehmen unterstützt. Die Themen sind vielfältig – von Energiegewinnung und Ernährungssicherheit über den Klimawandel bis hin zur nachhaltigen Nutzung von Kunststoffen.

Im Interview mit dem K-Mag spricht Tanja Rühl von Plastics Europe Deutschland über die Bedeutung von Make@thons, Herausforderungen in der Bildungsarbeit rund um Kunststoffe sowie kommende Veranstaltungen.

Frau Rühl, welche Eindrücke haben Sie aus den bisherigen Make@thons mitgenommen?

Tanja Rühl: Bei dem Make@thon der Uni Osnabrück und der Siemens-Stiftung, bei der ich im vergangenen Herbst dabei sein durfte, lag der Schwerpunkt auf der möglichen Kreislaufführung von Kunststoffen und der damit einhergehenden Nachhaltigkeit.

Ich habe in meinem Workshop aufzeigen können, welche Ziele sich die Kunststoffindustrie mit der "Transmission Roadmap" gesetzt hat, was wir hier schon erreicht haben und auch vor welchen Herausforderungen wir noch stehen. Die Jugendlichen haben sich auch mit Vertretern der Berliner Abfallbetriebe getroffen, Recyclingunternehmen besichtigt, hatten einen Unternehmensberater zu Gast, der die Themen der Wirtschaftlichkeit beleuchtet hat, ein NGO-Vertreter hat erklärt, wie es zu den schwimmenden Plastikstrudeln im Pazifik kommt und was man dagegen tun kann.

Warum ist die Beteiligung von Plastics Europe Deutschland an solchen Formaten wichtig?

Rühl: Nur mit einer umfassenden und praxisnahen MINT-Bildung werden wir den großen Bedarf an Fachkräften sichern. Darüber hinaus wollen wir die jungen Menschen befähigen, unsere Welt aktiv mitzugestalten und somit auch Lösungen gegen den Klimawandel zu finden. Diese Herausforderung ist nicht von einer Institution (nämlich Schule) alleine zu bewältigen. Deshalb müssen wir die MINT-Bildung (in allen Altersstufen übrigens!) zu einer Top-Priorität machen – und alle unseren Beitrag leisten. Als Verband der Kunststoff­erzeuger arbeiten wir bei PlasticsEurope Deutschland intensiv an der Stärkung der MINT-Ausbildung in Bezug auf den Werkstoff Kunststoff mit. Als Voraussetzung für den Erfolg benötigt es aber auch ein gesellschaftliches und politisches Klima, in dem beste MINT-Bildung entstehen kann. Setzen wir uns gemeinsam dafür ein!

Wie kann der Make@thon dazu beitragen, junge Menschen für Nachhaltigkeit und die Kunststoffindustrie zu begeistern?

Rühl: Der große Vorteil dieser Make@thons liegt in der Freiheit; die Freiheit der Gedanken, der Ideen zu einer Problemstellung. Erwiesenermaßen gelingt das häufig in außerschulischen Einrichtungen oder Veranstaltungen besser, weil hier das bessere Umfeld geschaffen wird. Gleichzeitig treffen bei einem Make@thon junge Menschen zusammen, die ein ähnliches Interesse haben; die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und Lust dazu haben kreative Ideen zu entwickeln. Last but not least geht es am Anfang bei unserem Make@thon auch darum, das Bewusstsein für den polymeren Hochleitstungswerkstoff zu schärfen. Denn selbst Jugendlichen mit einem Chemie LK ist oft nicht klar, wie viele unterschiedliche Anwendungen für Kunststoffe es gibt, welche Recyclingmethoden für welchen Einsatz am besten geeignet sind und so weiter.

Was sind die größten Herausforderungen in der Bildungsarbeit rund um Kunststoffe, und wo sehen Sie das größte Potenzial für positive Veränderungen?

Rühl: Das ist eine wirklich gute Frage. Die größte Herausforderung aus meiner Sicht ist in der Tat das vorhandene Halbwissen, die "gefühlte Wahrheit", die Tatsachen ersetzt. Ich halte es für eine gefährliche Entwicklung, wenn der Glaube rationales Denken oder Fakten aufhebt. Sei es die braun eingefärbete Papiertüte, die einfach "öko" aussieht, bis hin zu Verpackungen. Das betrifft übrigens nicht nur uns in der Kunststoffindustrie, sondern lässt sich auf viele Bereiche ausweiten. Veränderung kann hier nur über Wissen und Bildung stattfinden. Der Chemieunterricht muss so spannend gestaltet sein, dass sich die jungen Menschen gerne mit den Naturwissenschaften beschäftigen. Wir engagieren uns deshalb seit vielen Jahren in Fortbildungen für Lehrkräfte, mit Unterrichtsmaterialien, mit Mitmach-Messen und vielem mehr.

Gab es eine Idee oder ein Projekt der Teilnehmenden, das Sie besonders beeindruckt hat? Warum?

Rühl: Additive aus altem Frittierfett! Vorher hatten die Jugendlichen erfahren, dass Additive das Recycling von Kunststoffen, sei es mechanisch oder chemisch, erschweren. Daher fand ich diese Lösung eine geniale Idee.

Welche kommenden Veranstaltungen sind geplant?

Rühl: Das Jahr 2025 hat viele spannende Veranstaltungen im Bildungsbereich, die ich hier gar nicht alle nennen kann. Hier eine Auswahl:

• Es wird wieder klassische Fortbildungen mit "Kunos cooler Kunststoff-Kiste" geben – hier sind wir im Februar zum Beispiel erstmals im Schülerforschungszentrum in Ludwigshafen.
• Am Kunststofftag für Gymnasien der Hochschule Ansbach im März werden wir erstmals mit unseren VR-Brillen über die Berufe der Kunststoffindustrie informieren können – darauf bin ich schon sehr gespannt.
• Neu starten wir mit einer Fortbildung für die Sek II mit dem VCI zum Thema Kreislaufwirtschaft – hier ist ein Workshop bei der Schulleitertagung der MINT-EC ausgezeichneten Schulen.
• Daneben gibt es noch Online-Schulungen zum Beispiel für die Mitarbeitenden des bundesweiten Science Lab.
• Im April steht der Girls- und Boys Day auf dem Programm.
• Wir werden beim MINT-Tag in Mainz genauso vertreten sein wie bei der MNU-Tagung in Bremerhaven.

Abschließend lässt sich sagen, dass der Schwerpunkt der Fortbildungen beim Thema "Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit" liegt.

Welche Rolle kann eine Plattform wie die K für junge Talente spielen?

Rühl: Wenn es uns gelingt aufzuzeigen, dass wir eine große Rolle bei der Lösung der anstehenden Probleme spielen, dass alternative Energien ohne Kunststoffe zum Beispiel nicht möglich sind, warum Verpackungen kein Abfall sind – ich glaube dann gelingt es uns, den Funken der Begeisterung für diese innovative Branche auf die jungen Leute überspringen zu lassen. Dafür ist die K eine gute Plattform!