Klaus Hülsmann: Aus technischer Sicht sind beide Produkte identisch. Allerdings wird bei der Herstellung des Polyamid-12-Elastomers (PEBA) VESTAMID® eCO die Hälfte an fossilen Ressourcen durch einen Ausgangsstoff aus Altreifen ersetzt. So wird aus einem Abfallstoff ein Wertstoff, welcher hinterher auf einem gleichen Top-Niveau performt.
Wie wird VESTAMID® eCO hergestellt?
Hülsmann: Bei der Herstellung werden Materialkreisläufe geschlossen. Aus Altreifen wird ein synthetisches Pyrolyse-Öl hergestellt und somit fossile Rohstoffe entlang der Produktionsrouten ersetzt. Wir arbeiten mit einem extern zertifizierten Massenbilanz-Prozess: Die Bezeichnung eCO steht für das Ziel von Evonik, durch die Verwendung von erneuerbaren oder zirkulären Rohstoffen über den Massenbilanzansatz das Treibhausgas Kohlendioxid zu vermeiden. Bei der Methode der Massenbilanz werden die Anteile von Mischungen fossiler und erneuerbarer oder zirkulärer Rohstoffe während der Produktion mathematisch über die gesamte Wertschöpfungskette bestimmt und den Produkten zugeordnet. Eine neutrale Instanz überprüft dies über alle Produktionsstufen hinweg und bestätigt das Ergebnis in einem Zertifikat. Weiterhin wird bei der Produktion zusätzlich ausschließlich regenerative Energie genutzt. Dieses senkt den Kohlendioxid-Fußabdruck um insgesamt 42 Prozent.
Wofür kann das Elastomer genutzt werden?
Hülsmann: VESTAMID® eCO kannn für eine Vielzahl von Produkten genutzt werden, von Sportartikeln über Druckleitungen in LKW oder medizinischem Zubehör bis zu 3D gedruckte High-Tech-Elementen – der Hochleistungskunststoff überzeugt durch exzellente Kälteschlagzähigkeit, Chemikalienbeständigkeit, hohe Elastizität und gutes Rückstellverhalten.
Welche Rolle werden Kunststoffe aus zirkulären Rohstoffen Ihrer Meinung nach in Zukunft spielen?
Hülsmann: Für Evonik spielt die Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle. Einige Vertreter unseres Konzerns verdeutlichen die Bedeutung einer Kreislaufwirtschaft:
"Als Chemiekonzern stehen wir im Zentrum vieler verschiedener industrieller Wertschöpfungsketten. Unser Ziel ist es, deren Transformation in reibungslos funktionierende Kreisläufe zu unterstützen."
"Evonik hat jüngst angekündigt, bis 2030 drei Milliarden Euro in nachhaltige Lösungen zu investieren. Diese Portfoliotransformation wird den Weg für neuen Verfahren und Geschäftsmodelle ebnen, wodurch Evonik einen wichtigen Beitrag für eine vollständige kreislauforientierte Kunststoffwirtschaft leisten wird."
"Der Markt für zirkuläre Kunststoffe wächst schneller als der Markt für neue Produkte. Deshalb ist es für uns wichtig, unser Know-how zu nutzen, um neue Lösungen wie unsere eCO-Produkte auf Basis von zirkulären Rohstoffen zu entwickeln. Wir wollen dieses Wachstum beschleunigen, indem wir neue Geschäftsmodelle entwickeln, die die Kreislauffähigkeit unserer eigenen Produkte, wie Polyamid 12, verbessern."
"Evonik hat ein konzernweites "Global Circular Plastics Program" ins Leben gerufen, um die Umwandlung der traditionellen linearen Kunststoffwirtschaft in eine vollständig nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu fördern und zu unterstützen. Das neue Center for Circular Plastic Solutions nutzt die einzigartige Position von Evonik im Zentrum verschiedener Wertschöpfungsketten, um die wichtigsten Stakeholder aus Regierungen, Universitäten, Industrie, Verbrauchern und Umweltgruppen zusammenzubringen. Nur so können wir ganzheitliche Lösungen für neue nachhaltige Geschäftsmodelle finden."