Erneuerbare Energien: Mit PU-Harzen die Windkraft nach vorne bringen

Im Windtechnologiezentrum von Covestro wird daran geforscht, Windtechnologie effizienter zu gestalten. Dazu wird ein genauer Blick auf Windkraftanlagen geworfen – Wo gibt es Möglichkeiten, spezielle Materialien einzusetzen, diese erneuerbare Energie vorantreiben? Das große Ziel dahinter: Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft.

In einem Interview mit dem K-MAG erklärt Dirk Soontjens, wie Covestro PU-Harze optimiert und neu entwickelt, um die Produktivität von Windkraftanlagen zu erhöhen – und wie deren Kundschaft in diesen Prozess einbezogen wird. Schließlich stellt sich die Frage: Was ist die wichtigste Erkenntnis aus der Forschung im Windtechnologiezentrum?

Herr Soontjens, vor gut einem Jahr haben Sie Ihr Windtechnologiezentrum in Betrieb genommen. Wie kann man sich dieses vorstellen? Welche verschiedenen Abteilungen arbeiten dort zusammen?

Dirk Soontjens: Wir haben im Windtechnologiezentrum ein dezidiertes Team, das sich rein mit der (Weiter-)Entwicklung unserer Materialien für Windkraft-Anlagen beschäftigt. Zu diesen Materialien gehören Lacke, Harze für die Rotorblätter, Kantenschutz für Rotorblätter aus Folien oder Elastomeren, oder Kabelbruch- und -biegschutz aus Elastomer-Materialien.

Spezieller Fokus im Windtechnologiezentrum in Leverkusen liegt dabei auf Tests des Harzes für Rotorblätter, das gemeinsam mit Kundinnen und Kunden getestet und optimiert wird.

Sie arbeiten hier an der Optimierung und Neuentwicklung von PU-Harzen. Wo kommen die Harze in Windkraftanlagen zur Anwendung? Inwiefern eignen sie sich dafür besonders gut?

Soontjens: Die PU-Harze werden in Rotorblättern gemeinsam mit Glasfasern als „Kern“ der Rotorblätter eingesetzt, um ihnen genau die richtige Mischung aus Stabilität und Flexibilität zu geben und sie produktiver zu machen – werden unsere Materialien verwendet, stellen Windkraftanlagen Strom günstiger her.

PU-Harze haben mehrere Vorteile. Erstens, in Kombination mit dem Vakuum-Infusionsprozess (für den wir auch Maschinen anbieten) verbinden sie sich optimal und deckend mit den Glas- oder Carbonfasern und sorgen so für optimale Stabilität und Flexibilität. Zweitens, sie reagieren schneller aus, was die Herstellung von Rotorblättern um bis zu 20 Prozent schneller macht. Drittens, sie reduzieren die Herstellungskosten von Rotorblättern um bis zu 8 Prozent.

Welche Schritte der Materialentwicklung können Sie im Windtechnologiezentrum alles realisieren?

Soontjens: Vom Molekül über Labortests bis hin zu kleineren Bauteilen beziehungsweise Prototypen (allerdings keine vollständigen Blätter) – Dies umfasst nicht nur die Materialentwicklung, sondern auch die Verfahrensentwicklung und Optimierung zur Herstellung von Bauteilen.

Wie bezieht Covestro (potenzielle) Kundinnen und Kunden in den Forschungsprozess mit ein?

Soontjens: Kundinnen und Kunden können bei uns viele verschiedene Materialtests durchführen lassen. Insbesondere für unsere Harze bieten wir verschiedene physikalische Prüfungen sowie Belastungstests zur Stabilität, Flexibilität oder zu Fließ-Eigenschaften des Harzes unter von der Kundschaft vorgegebenen Konditionen an.

Damit können wir der Kundin oder dem Kunden genau zeigen, wie sich unser Material unter den für ihn oder sie relevanten Bedingungen verhält und gegebenenfalls auch leichte Anpassungen in der Formulierung vornehmen. Wir arbeiten hier also eng mit unseren aktuellen und potenziellen Kundinnen und Kunden zusammen, um maßgeschneiderte Lösungen anbieten zu können.

Warum spezialisiert sich Covestro mit seinem Technologiezentrum gerade auf Windkraft?

Soontjens: Covestro will als Unternehmen klimaneutral werden und richtet sich voll auf die Kreislaufwirtschaft aus. Für beides ist die Umstellung allen Energiebedarfs auf erneuerbare Energien relevant. Damit auch Großverbraucher wie wir immer genügend Grünstrom haben, muss dieser weltweit massiv ausgebaut werden und möglichst effizient sein. Dafür braucht es wiederum die richtigen Materialien, die Windkraftanlagen produktiver machen. Unsere Materialien bieten diese Vorteile – und mit dem massiven Marktwachstum für Windenergie ist entsprechend sicherlich auch Absatz und Umsatz für uns als Unternehmen verbunden.

Was war Ihrer Meinung nach die größte Erkenntnis, die aus den Forschungen in Covestros Windtechnologiezentrum hervorgegangen ist?

Soontjens: Dass wir in der Lage sind, die Prozesszeiten und somit auch die Zykluszeiten der Herstellung von Rotorblättern und deren Bauteilen deutlich zu reduzieren.