Vom Kinderzimmer zur Kreislaufwirtschaft: Nachhaltige Materialien für das Spielzeug der Zukunft

Als Kind konnten viele von uns ihre Fantasiewelt am besten mit Spielfiguren zum Leben erwecken. Obwohl die geliebten Miniaturen auch bisher schon oft jahrzehntelang überdauern und von Generation zu Generation weitergegeben werden, sagt Schleich jetzt bewusst „Da geht noch mehr!“ und entscheidet sich für einen grünen Wandel. Eine zentrale Herausforderung: Langlebigkeit und Umweltfreundlichkeit in Einklang zu bringen, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen.

Im Interview mit dem K-MAG erklärt Philipp Hummel, Head of Sustainability bei Schleich, wie der Branchenriese seinen ambitionierten Weg hin zur Kreislaufwirtschaft gehen will, den spannenden Prozess der Materialauswahl und darüber, wie Selbstreflexion und Innovationsgeist das Unternehmen in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft führen.

Herr Hummel, Schleich-Figuren werden für ihre Langlebigkeit geschätzt. Wie wird die neue Materialauswahl diese beeinflussen?

Philipp Hummel: Nachhaltiges Spielen ist schon immer fest in der DNA von Schleich verankert. Seit über 85 Jahren stellen wir qualitativ hochwertiges und damit sehr langlebiges Spielzeug her. Diese Langlebigkeit reduziert die ökologischen Auswirkungen von Spielzeug auf natürliche Weise. Zum Beispiel wissen wir aus Umfragen, dass 91 Prozent der Befragten noch nie eine unserer Figuren weggeworfen haben.

Um die wertvollen Ressourcen unserer Erde weiter zu schonen, arbeiten wir an nachhaltigen Materialien für unsere Spielfiguren und stellen in einem ersten Schritt sicher, dass bis Ende 2027 alle unsere Figuren recycelbar und Cradle to Cradle® zertifiziert sein werden. Auch bei der Entwicklung von neuen Materialien für unsere schleich® Figuren, haben Qualität, Sicherheit und Langlebigkeit höchste Priorität – heute und in Zukunft. Nur solche Materialien werden für unsere Spielzeuge freigegeben, die all unsere hohen Qualitätsanforderungen erfüllen, damit auch zukünftig Kinder lange Freude an ihren schleich® Figuren haben und sich auch die nächsten Generationen daran erfreuen können.

Wie gestaltet sich die Suche nach den perfekten Materialien für Ihr ambitioniertes Nachhaltigkeitsvorhaben?

Hummel: Unser multidisziplinäres Team aus den Bereichen Chemie, Nachhaltigkeit und Ingenieurwesen entwickelt mit Hochdruck neue, nachhaltige und gleichzeitig langlebige Materialien für unsere Spielzeuge. Gleichzeitig setzen wir auf das Knowhow von unseren Partnern und Lieferanten, mit denen wir gemeinsam an der Entwicklung von neuen Materialien arbeiten.

Um das ideale Material für unsere Spielfiguren zu finden, das sowohl unseren hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards entspricht als auch recyclebar und nachhaltiger ist, testen wir eine Vielzahl an verschiedenen Materialien sowohl in unseren eigenen Prüflaboren als auch bei unseren Partnern. Neben der mechanischen Testung, bei der wir vor allem die Qualitätseigenschaften des Materials testen, erfolgt eine chemische Testung auf Sicherheit des Materials für Mensch und Umwelt. Erst wenn alle Tests positiv bestanden wurden, werden die Materialien für unsere Spielzeuge zugelassen.

Welche Ihrer Produkte sind bereits recycelbar oder biologisch abbaubar?

Hummel: Ein Großteil unserer Figuren sind heute schon so gestaltet, dass sie sich gut recyceln lassen. Aktuell gibt es bei Kinderspielzeug jedoch leider kaum eine Möglichkeit zum Recycling. Wenn ein Spielzeug weggeworfen wird, führt man es meist der energetischen Verwertung zu oder es landet in einigen Ländern auf der Mülldeponie.

Um daran etwas zu ändern, haben wir unser Recyclingprogramm entwickelt: Wir nehmen alte schleich® Figuren an und kümmern uns darum, dass die wertvollen Ressourcen, aus denen sie hergestellt werden, wieder in den Kreislauf gelangen. Doch es sind noch nicht all unsere schleich® Figuren sehr gut recyclebar, etwa Figuren, bei denen wir Glitzer oder Klebstoff verwenden.

Daher entwickeln wir unsere Figuren und Materialien weiter, um sie noch nachhaltiger und recyclingfähig zu machen.

Wie gehen Sie jetzt vor, um bis 2027 die gesamte Produktpalette bezüglich Nachhaltigkeitskriterien umzugestalten?

Hummel: Wir arbeiten bereits seit einigen Jahren mit einem großen Team daran, neue nachhaltigere Materialien für unsere Figuren zu entwickeln. Große Fortschritte können wir im Bereich Farben vorweisen: Seit 2022 beginnen wir, unsere Produkte mit wasserbasierter Farbe zu bemalen. Zudem entwickeln wir mit unseren Partnern Materialien und Farben, die Cradle to Cradle® zertifiziert sind und sind zuversichtlich, schon bald erste Produkte auf den Markt zu bringen. Wir stellen unser Produktsortiment schrittweise auf nachhaltigere Materialien um.

Darüber hinaus prüfen wir unsere gesamten Aktivitäten und versuchen in allem, was wir tun, noch nachhaltiger zu werden.

Welche Herausforderungen kommen bei diesen Prozessen noch auf Sie zu?

Hummel: Eine große Herausforderung bei der Entwicklung nachhaltigerer Materialien für unsere Spielzeuge ist es, unseren eigenen sehr hohen Qualitätsstandards gerecht zu werden und gleichzeitig die anspruchsvollen Nachhaltigkeitskriterien des Cradle to Cradle® Standards zu erfüllen. Wir sind schon seit einigen Jahren auf der Suche nach nachhaltigeren Materialien, die es uns ermöglichen unsere Figuren weiterhin so detailgetreu und authentisch zu gestalten und freuen uns, hier große Fortschritte zu machen.

Wird sich das Spielzeug auch aus der Perspektive der Kinder verändern? Wird es anders aussehen oder sich anders anfühlen?

Hummel: Die Qualität und die Sicherheit unserer Produkte haben für Schleich oberste Priorität. Qualität, Haptik und Optik unserer Produkte werden durch die Verwendung nachhaltigerer Materialien nicht beeinflusst. Detailtreue, Authentizität und hohe Qualität sind und bleiben unsere Produktwerte, die uns auszeichnen. Ein schleich® Löwe wird immer ein schleich® Löwe bleiben und sich weiterhin so anfühlen, wie Kinder auf der ganzen Welt es lieben. Hier machen wir keine Abstriche. Wir arbeiten mit Hochtouren daran, nachhaltige und kreislauffähige Materialien zu finden, die diesen Ansprüchen gerecht werden.

Was sind die Ansprüche an Spielzeug im Jahr 2030 – im Gegensatz zum Stand von vor 50 Jahren?

Hummel: Vor dem Hintergrund der begrenzten Ressourcen unserer Erde wird die Bedeutung von Qualität und Langlebigkeit von Spielzeug, aber auch deren Recyclingfähigkeit immer wichtiger. Unsere Figuren sind zeitlos und werden oft von Generation zu Generation weitergegeben. So spielen Kinder heute häufig mit den schleich® Figuren ihrer Eltern oder sogar Großeltern. Darüber hinaus haben wir uns das Ziel gesetzt, bis 2027 all unsere Figuren recyclingfähig zu gestalten und nach den Nachhaltigkeitsprinzipien von Cradle to Cradle® zertifizieren zu lassen, um so einen wesentlichen Beitrag zur Kreislauffähigkeit von Spielzeug zu leisten.