Skateboards neu gedacht: Kape nutzt Kunststoff-Verbundwerkstoffe statt Holz

Das Skateboard-Start-up Kape hat ein innovatives Verfahren zur Herstellung von Skateboards aus Verbundwerkstoffen entwickelt. KraussMaffei setzte die technischen Anforderungen für den Formträger um und lieferte eine speziell angepasste Maschine. Im Gespräch mit den verantwortlichen Entwicklern werfen wir einen Blick auf die Entstehung und Auswirkungen dieser Innovation.

Im Interview mit dem K-Mag sprechen Peter Karacsonyi von Kape und Florian Jovanovitch von KraussMaffei über Herausforderungen im Produktionsprozess, die Vorteile der eingesetzten Materialien – und warum Kunststoff auch im Skatepark überzeugt.

Herr Karacsonyi, wie entstand die Idee, Skateboards aus Verbundwerkstoffen herzustellen?

Peter Karacsonyi: Ich bin seit meiner Kindheit begeisterter Skateboarder und habe mich immer gefragt, warum wir noch auf Holz setzen, obwohl moderne Materialien viel bessere Eigenschaften bieten. Holz bricht leicht und muss oft ersetzt werden. Das wollte ich ändern.

Was macht die neuen Materialien so besonders?

Karacsonyi: Wir verwenden thermoplastische Verbundwerkstoffe mit endlos langen Fasern. Diese bieten eine ideale Kombination aus Flexibilität, Widerstandsfähigkeit und geringem Gewicht. Zudem sind sie langlebig und nachhaltiger als herkömmliches Holz.

Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung?

Karacsonyi: Die größte Herausforderung war, ein Produktionsverfahren zu entwickeln, das die Endlosfasern optimal nutzt und gleichzeitig ein Board mit der Haptik und den mechanischen Eigenschaften von Holz herstellt. Zudem musste die Produktion wirtschaftlich und nachhaltig sein.

Herr Jovanovitch, welche Rolle spielte KraussMaffei in diesem Projekt?

Florian Jovanovitch: Unsere Aufgabe war es, einen speziellen Formträger zu entwickeln, der die hohen Anforderungen an Temperaturbeständigkeit und Flexibilität erfüllt. Das Werkzeug musste in alle Richtungen gedreht und geöffnet werden können, um die komplexe Sandwich-Struktur des Boards umzusetzen.

Was war die größte technische Herausforderung?

Jovanovitch: Die Verarbeitungstemperaturen lagen zwischen 140 und 160 Grad Celsius, was weit über den üblichen Anforderungen liegt. Wir mussten also hitzebeständige Komponenten verwenden und gleichzeitig sicherstellen, dass der Prozess effizient bleibt.

Wie funktioniert die Sandwich-Bauweise genau?

Jovanovitch: Endlosfasern werden auf der Ober- und Unterseite des Boards angeordnet, während ein leichter Schaumkern in der Mitte für Stabilität sorgt. Diese Materialkombination verleiht dem Board seine außergewöhnliche Festigkeit und Flexibilität.

Wie lief die Zusammenarbeit mit KAPE?

Jovanovitch: Wir haben eng zusammengearbeitet, regelmäßig Prototypen getestet und Anpassungen vorgenommen. Diese iterative Entwicklung war entscheidend für den Erfolg des Projekts.

Herr Karacsonyi, wie unterscheidet sich das fertige Skateboard von herkömmlichen Modellen?

Karacsonyi: Unser Board ist langlebiger und widerstandsfähiger gegen Brüche als Holzboards. Zudem behält es seine Spannung und Pop-Eigenschaften über Jahre hinweg.

Wie haben Profi-Skater auf das neue Board reagiert?

Karacsonyi: Unser Teamfahrer Levi Löffelberger war anfangs skeptisch. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Board aus Kunststoff die gleiche Lebendigkeit wie ein Holzboard hat. Doch nach mehreren Tests war er überzeugt – heute fährt er nichts anderes mehr.

Wie wurde das neue Skateboard von den Kunden aufgenommen?

Karacsonyi: Die erste Edition war innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Das zeigt, dass die Nachfrage da ist und die Leute bereit sind, auf nachhaltigere Alternativen umzusteigen.

Wie nachhaltig ist die neue Produktion wirklich?

Karacsonyi: Wir verwenden recyceltes Caprolactam, das aus alten Fischernetzen und Teppichen gewonnen wird. Dadurch reduzieren wir nicht nur Abfall, sondern auch die Nachfrage nach neu produziertem Kunststoff.

Welche weiteren Nachhaltigkeitsvorteile gibt es?

Karacsonyi: Unsere Boards werden in Salzburg produziert. Damit vermeiden wir die langen und energieintensiven Lieferketten herkömmlicher Holzboards, die oft um die halbe Welt transportiert werden. Das spart enorme Mengen an CO₂ ein.

Wie lange hält ein Kape-Board im Vergleich zu einem Holzboard?

Karacsonyi: Unsere Boards halten acht- bis zehnmal länger. Das reduziert die Produktion und den Transport von Ersatzboards erheblich und spart insgesamt über 90% CO₂-Emissionen ein.

Was sind die nächsten Schritte für KAPE und KraussMaffei?

Karacsonyi: Wir arbeiten daran, die Produktion zu skalieren und unsere Boards bald auch im Einzelhandel anzubieten. Die Nachfrage ist riesig, und wir möchten sie bedienen.

Sehen Sie Potenzial für diese Technologie in anderen Bereichen?

Karacsonyi: Auf jeden Fall. Die Möglichkeiten reichen von der Automobilindustrie bis zur Herstellung von Strukturbauteilen. Die Vorteile dieser Materialien sind enorm.

Die Zusammenarbeit zwischen Kape und KraussMaffei zeigt, wie etablierte Unternehmen innovative Start-ups unterstützen können. Das Ergebnis ist nicht nur ein technologisch fortschrittliches Skateboard, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltigerer und effizienterer Fertigungsprozesse.