Im Interview mit dem K-Mag berichtet Olivia Falconnier‑Williams von ihren Forschungsergebnissen zu nachhaltigeren Blisterverpackungen sowie ihren Erfahrungen als Nachwuchswissenschaftlerin – und sie gibt Tipps an andere junge Forschende.
Was war der Anlass Ihrer Forschungen zum Thema der Müllvermeidung bei Blisterverpackungen?
Olivia Falconnier‑Williams: Nachdem das Gesundheitssystem mittlerweile zu den größten Verbrauchern von Ressourcen westlicher Länder geworden ist, ist ein verantwortungsvolles Haushalten mit diesen Ressourcen von wachsender Bedeutung. Das Bewusstsein dieses Zusammenhangs ist im Gesundheitswesen gerade erst am Entstehen und generelle Standards zur sinnvollen Ressourceneinsparung sind weder diskutiert noch eingeführt. Umso wichtiger erscheint es, Möglichkeiten zu identifizieren, die ohne Qualitätsverlust und regulatorische Hindernisse Ressourcen schonen und sofort umsetzbar sind.
Zu welchem Ergebnis sind Sie durch Ihre Untersuchungen gekommen?
Falconnier‑Williams: Wir haben in einer sehr großen Stichprobe von sehr häufig in Deutschland eingenommenen Arzneimitteln gezeigt, dass sie überwiegend in Einzelblistern verpackt werden, jedoch praktisch nie in ressourcensparender Weise. So nahm das Verpackungsmaterial der Blisterstreifen zwischen den Blisterkammern typischerweise viel mehr Raum ein (= Materialbedarf) als die eigentlichen Blisterkammern. Die Hochrechnung einer optimalen Platzierung mit wenig Zwischenraum ergab, dass typischerweise ein Drittel des Verpackungsmaterials – Kunststoff-Aluminium-Verbundmaterial, seltener überwiegend Aluminium – eingespart werden könnte.
Aus vielen Gründen sollte diese Praxis baldmöglichst umgestellt werden:
- Es ist zur korrekten Entnahme der Arzneimittel nicht erforderlich, so große Zwischenräume zu belassen.
- Das verwendete Material wird praktisch nie recycelt, da es schwierig ist, die verklebten oder verschweißten (Verbund-)Materialien wieder sinnvoll und in wirtschaftlicher Weise zu trennen.
- Die Sekundärverpackungen, welche die Blisterstreifen umpacken, sind auch entsprechend größer, weshalb zum vermeidbaren Gewicht der Primärverpackung automatisch auch noch vermeidbares Gewicht der Sekundärverpackung kommt; beides führt zu größeren Transportvolumina und ‑gewichten und schlussendlich zu höheren Transportkosten pro Darreichungsform.
Bei der schieren Masse an Medikamenten, die in Deutschland (und weltweit) verbraucht werden, und den extrem weiten Transportwegen (durch Fertigung oft auf anderen Kontinenten) erstaunt es, warum dies nicht bereits längst optimiert wurde.