Aktuell kann Ihr Filter rund 81 % der Mikroplastikpartikel entfernen. Welche Verbesserungen planen Sie, um die Effizienz weiter zu steigern?
Baumann: Wir planen Verbesserungen durch verschiedene Ansätze. Das größte Potential bietet eine stetige Anpassung der Filterstruktur. Durch Simulationen im Vorfeld können wir den voraussichtlichen Effekt ziemlich genau evaluieren. Eine andere Möglichkeit bietet die Rezirkulierung beziehungsweise Aneinanderreihung mehrere Einzelfilter: Filtern drei Filter hintereinander jeweils 81% ist das Ergebnis eine Reinigungsleistung von 99,31%.
Synthetische Kleidung gilt als einer der Hauptverursacher von Mikroplastik in Gewässern. Sehen Sie eine Möglichkeit, Ihr Filtersystem direkt in der Textilindustrie einzusetzen, z. B. in Produktionsprozessen oder Waschmaschinen, um Mikroplastik schon frühzeitig abzufangen?
Baumann: Durch die Einfachheit sowie der variablen Größe und Durchflussmenge, kann unser Filtersystem auf spezifische Anforderungen angepasst werden. Somit ist eine direkte Anwendung also durchaus denkbar. Bis dahin brauchen wir allerdings noch Zeit für Forschung und Weiterentwicklung.
Sie sind auch als Technologiescout im InCamS@BI tätig. Welche Rolle spielt der Wissenstransfer von der Forschung in die Industrie bei der Entwicklung nachhaltiger Lösungen?
Baumann: Der Wissenstransfer ist neben Forschung und Lehre die dritte Säule der Universität Bielefeld und der Hochschule Bielefeld. Ziel ist es, den Austausch von Ideen und Innovationen zwischen Hochschulen, Unternehmen und Gesellschaft zu stärken oder überhaupt erst zu starten. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen, die auf der Suche nach Partnern für die nachhaltige Umstellung ihrer Produktion sind, bieten Kooperationen mit Transferprojekten wie InCamS@BI deshalb einen absoluten Mehrwert. Zusammen lassen sich oft nachhaltige Lösungen anstoßen.
Welche nächsten Schritte planen Sie für Ihr Filtersystem, und welche Meilensteine möchten Sie in den kommenden Jahren erreichen?
Baumann: Pläne und Ideen gibt es einige. Im Mittelpunkt für dieses Jahr stehen aber vorerst weitere Grundlagenforschungen, wie Bestimmung der Größen-, Material- oder Formsensibilität gegenüber den Mikropartikeln. Ebenso wollen wir den Durchsatz erhöhen und den benötigten Druck reduzieren.