Herr Dr. Pretsch, PU-Schaum ist ein weit verbreitetes Material. Was hat Sie dazu motiviert, dieses Material neu zu denken?
Dr. Thorsten Pretsch: Die Motivation, PU-Schaum neu zu denken, resultiert aus dem Potenzial, innovative Eigenschaften und Anwendungen zu erschließen.
Unseres Wissens gab es bislang kein Verfahren, um aus einem Formgedächtnispolymer-Schaum eine Folie herzustellen und diese später durch Erwärmen wieder in den Schaum zurückzuverwandeln. Man erhält durch die Programmierung ein thermisch schaltbares Halbzeug, in dem die Informationen über die Schaumstruktur gespeichert sind. Das Produkt trägt den Namen FOIM, eine Wortschöpfung aus den englischen Begriffen "Foil" (deutsch: Folie) und "Foam" (deutsch: Schaum).
Welche konkreten Vorteile bietet der Folienschaum – insbesondere im Vergleich zu konventionellen PU-Schäumen?
Pretsch: Für den Umgang mit Isocyanaten beispielsweise im Bauwesen gelten strenge Vorschriften und Schutzmaßnahmen, da sie toxisch sind und sensibilisierende Wirkungen auf die Atemwege und die Haut haben. Zudem stehen einige Isocyanate im Verdacht, Krebs zu verursachen.
Die neu entwickelte Folie verwandelt sich allein durch Wärmezufuhr in Polyurethan-Schaumstoff, ohne dabei chemisch zu reagieren. Daher sprechen wir in diesem Fall der Schaumherstellung vom "thermischen Schäumen". Damit bietet unsere Lösung eine gesunde Alternative, die sowohl die Sicherheit von Personen als auch den Schutz der Umwelt in den Mittelpunkt stellt.